Unterrichtsmaterial Ethik Angewandte Ethik Gewalt & Gewaltlosigkeit Friedenstheorien von Kant bis Küng
Friedenstheorien von Kant bis Küng
Die vormalige Bipolarität zwischen den USA und der Sowjetunion ist einer Multipolarität des internationalen Systems gewichen. Das Nebeneinander von weltumspannender Kriminalität, Terror, aggressivem Nationalismus, von Ressourcenkämpfen und Auseinandersetzungen um innergesellschaftliche Teilhabe ist Zeichen einer neuen Unübersichtlichkeit. Hat Frieden eine Zukunft in unserer immer unfriedlicher werdenden Welt? Mit Hobbes Leviathan und Kants Zum ewigen Frieden erarbeiten sich die Lernenden im Rahmen dieser Unterrichtseinheit zunächst zwei grundlegende Friedenstheorien, bevor sie im Gruppenpuzzle aktuelle Friedenskonzepte auf ihre Inhalte, Voraussetzungen und Ziele hin untersuchen und den Wert von Frieden reflektieren. Ziel dieser Unterrichtseinheit für die Sekundarstufe II, erschienen in RAAbits Ethik/Philosophie, ist es, den Jugendlichen Einblick in die Komplexität des Friedensbegriffs zu geben und dessen unterschiedliche Konnotationen zu beleuchten. Deutlich wird im Verlaufe dieser Unterrichtseinheit, dass Frieden ein dynamischer und aktiver Prozess ist, eine Aufgabe, die kontinuierlicher Anstrengungen und bewussten Bemühens eines jeden von uns bedarf. Zu Beginn dieser Unterrichtseinheit über Friedenstheorien setzen sich die Lernenden anhand dreier Bilder mit den Begriffen „Krieg“ und „Frieden“ auseinander. Frieden erscheint uns oftmals als göttliche Gabe. Immer aber sind es Menschen, die Krieg führen, Gewalt verherrlichen und einer friedlichen Konfliktlösung im Wege stehen. Die vorliegenden Bilder werden nacheinander aufgedeckt, die abgebildete Situation beschrieben und in den jeweiligen Kontext eingebettet. So rücken die Begriffe Krieg und Frieden in den Denkhorizont der Jugendlichen. Sie entwickeln ein erstes Verständnis beider Begriffe, welches in der nachfolgenden Stunde vermöge eines Überblickstextes zur Geschichte der Friedensidee vertieft wird. Deutlich wird, dass die Idee vom Frieden einen langen, historischen Vorlauf hat, der sich mit unterschiedlichen Schwerpunkten durch alle Epochen zieht. Mit Thomas Hobbes und Immanuel Kant stehen sich seit Beginn der Neuzeit zwei grundsätzliche Friedenskonzeptionen gegenüber, welche die Friedensdebatte bis heute beherrschen: Der durch den Hobbes’schen Leviathan erzwungene Friede und der auf Vernunft und Republik basierende „ewige Friede“ Kants. Alle nachfolgenden Konzepte stehen in einer dieser beiden Traditionen. Dies gilt sowohl für die Bestrebungen zur präventiven Anwendung von Gewalt, die sich auf Hobbes berufen, wie auch für Friedensideen im Gefolge Kants. Sie sind jedoch in unterschiedlich starkem Maße vom Prinzip der institutionellen Verrechtlichung zwischenstaatlicher Beziehungen, der Idee der Prävention, dem Bestreben nach allgemeiner Demokratisierung innergesellschaftlicher Verhältnisse oder von der Idee einer weltumspannenden Moral bestimmt. An die Erarbeitung der beiden Konzepte Hobbes‘ und Kants folgt eine Sequenz, in welcher auf der Basis differenzierender Materialien in Expertengruppen gearbeitet wird. Die Lernenden setzen sich dabei mit unterschiedlichen Prinzipien der Stiftung friedensgeeigneter Bedingungen auseinander. Strukturiert wird die Arbeit der Expertengruppen durch eine gemeinsame Matrix, welche die abschließende bilanzierende Überschau im Plenum erleichtert. Erarbeitet werden die Charta der Vereinten Nationen, die Prinzipien des internationalen Gerichtshofes in Den Haag, der Nato-Doppelbeschluss von 1979, Auszüge aus dem Vertrag über die europäische Union, das zivilisatorische Hexagon von Dieter Senghaas und Überlegungen von Altbundeskanzler Helmut Schmidt sowie die Weltethos-Konzeption des Theologen Hans Küng. Unabhängig davon, ob die Präsentation der Expertengruppenergebnisse in Form einer Vernissage oder einer Gruppenpräsentation im Plenum erfolgt, verläuft die Auswertung auf der Basis der vorgegebenen Bearbeitungsstruktur. Abschließend erarbeiten sich die Schülerinnen und Schüler die kontextuellen und kulturellen Voraussetzungen für die Stiftung von Frieden. Dies ist Voraussetzung für die Beurteilung der Chancen und zukünftiger Bedingungen für Frieden. Am Ende dieser Unterrichtseinheit zu Friedenstheorien ziehen die Lernenden Bilanz und vergleichen die im Rahmen der vorliegenden Reihe erarbeiteten Strategien miteinander. Sie nehmen Stellung zu der Frage, inwieweit Frieden eine Zukunft in einer stetig sich wandelnden Welt hat, erkennen, dass Friedensstiftung ein dynamischer, von Interessen, Welt- und Menschenbildern bestimmter Prozess ist und erläutern den Wert von Frieden für ein konfliktfreies menschliches Zusammenleben.
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