Unterrichtsmaterial Ethik Anthropologie Ich & Identität Identität
Identität
Identität ist ein Balanceakt. Sie entwickelt sich im Dialog mit den Anderen. Zeitlebens sehen wir uns mit einander divergierenden Erwartungen seitens unserer Umwelt konfrontiert. Soziale Zuschreibungen als Vater, Sohn, Schüler, Freund oder Lebenspartner können willkommen sein, insofern Rollenmodelle Sicherheit geben. Bisweilen empfinden wir sie aber auch als problematisch. Dann, wenn wir spüren, dass wir anders sind, als die jeweilige Rolle es uns vorgibt. Wie gelingt es Kindern und Jugendlichen in der Adoleszenz, sich sozial zu integrieren, ohne ein Abziehbild der Rollenerwartungen anderer zu werden? Diese Unterrichtseinheit, erschienen in RAAbits Ethik/Philosophie, ist konzipiert für die Sekundarstufe I. Sie führt ein in die Grundlagen und Probleme der Identitätsbildung. Im Fokus steht die Frage nach den Bedingungen einer gelungenen Identitätsfindung im Spannungsverhältnis zwischen dem Autonomiebestreben des Subjekts und den Rollenerwartungen der Außenwelt. Wie wurde ich, der ich bin? In der Auseinandersetzung mit einem Bild Magrittes erkennen die Lernenden, dass Identitätsfindung ein fortdauernder Prozess ist. Die Ausbildung der eigenen Identität erfolgt im Wechselspiel aus Eigen- und Fremdwahrnehmung. Anhand eines Informationstextes vertiefen die Lernenden ihr Wissen um das Spannungsverhältnis zwischen äußerer Identitätszuweisung und subjektiver Identitätsempfindung. Wie gelingt es, sich aus der Fremdbestimmung durch andere zu lösen? Wie werde ich, der ich sein will? Sensibilisiert für die von außen an uns herangetragenen Erwartungshaltungen, visualisieren die Lernenden den auf dem Einzelnen lastenden Druck in Form eines Standbildes. Mithilfe eines Textes von Immanuel Kant vertiefen sie die zuvor intuitiv erarbeitete Einsicht in die Doppelrolle des Ichs, welches Subjekt und Objekt zugleich ist. Der Andorra-Effekt beschreibt eine sich selbst erfüllende Vorhersage. Menschen passen sich in ihrem Verhalten den von außen an sie herangetragenen Erwartungen der Gesellschaft an. Deutlich wird das am Dialog zwischen Andri und Barblin in Max Frischs Drama „Andorra“. Wie gelingt es, sich von den Vorstellungen und Erwartungen anderer frei zu machen? Im Rahmen der letzten Doppelstunde befassen sich die Lernenden mit der Frage nach dem Entstehen unserer moralischen Identität bzw. Freuds Drei-Instanzen-Modell. Moralische Identität erwächst aus dem Zusammenspiel unbewusster Triebe und Werten und Normen, welche von außen an uns herangetragen werden. Erich Fromm erweitert Freuds Modell. Er geht davon aus, dass der Mensch zwei komplementäre Gewissen in sich trägt, das Autoritätsgewissen und das Humanitätsgewissen, welches aus unserer Reflexion über die Welt erwächst.
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