Unterrichtsmaterial Ethik Anthropologie Erkenntnistheorie & Wissen Metaphysik und Metaphysikkritik
Metaphysik und Metaphysikkritik
Die menschliche Vernunft wird mit Fragen belästigt, die sie nicht abweisen kann, denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, die sie aber auch nicht beantworten kann, denn sie übersteigen alles Vermögen der menschlichen Vernunft, schrieb Immanuel Kant. Mit diesen Fragen nach den allgemeinsten Prinzipien des Seins befasst sich die Metaphysik. Sie ist die Grundwissenschaft, in der alle anderen philosophischen Disziplinen wurzeln. Sie fragt nach den Voraussetzungen und ersten Gründen, dem Bleibenden im Wechsel der Erscheinungen, dem Sinn und Zweck allen Seins, danach, warum etwas ist und nicht vielmehr nichts ist. Im Fokus dieser Unterrichtseinheit, erschienen in RAAbits Ethik/Philosophie, konzipiert für die Sekundarstufe II, steht die metaphysica generalis, die Frage nach dem Sein des Seienden. Deutlich wird den Lernenden die Bedeutung dieser Frage innerhalb der Philosophiegeschichte. Sie erkennen die Verbindung zu ihrem eigenen Dasein, dessen Seinsverständnis sich wesentlich von demjenigen früherer Epochen unterscheidet. Darüber hinaus führt diese Unterrichtseinheit in zentrale Grundbegriffe der Philosophie ein: in die Ontologie, die Grundlagen der philosophische Anthropologie, Platons Ideenlehre und die Methode des universellen Zweifels nach Descartes. Die Lernprogression dieser Unterrichtseinheit erfolgt dabei chronologisch. Die Lernenden begegnen zunächst zwei repräsentativen Positionen der klassischen Metaphysik: Platon und Descartes, und anschließend sowie zwei der wichtigsten Metaphysikkritikern: Kant und Heidegger. Im ersten Schritt lernen die Schülerinnen und Schüler Platon als klassischen Metaphysiker der ersten Stunde kennen. Anhand ausgewählter Auszüge aus seinen Dialogen erarbeiten sie sich seine Antwort auf die Frage nach dem Sein des Seienden. Sie begreifen, dass Einzeldinge im Gegensatz zur Idee des Schönen vergänglich sind. Sie sind materiell und gestalthaft und darum nur Schattenbilder des einen Urschönen. Nur dieses ist ewig und unvergänglich. Der Weg zur Schau des Urschönen aber führt über die Betrachtung der Einzeldinge. Descartes bedient sich auf der Suche nach einem Fundament sicheren Wissens der Methode des universellen Zweifels. Dabei spaltet er das Sein in eine erkennende und eine zu erkennende Substanz, wobei Ersterer der Primat über die Gewissheit und Realitätszuschreibung zukommt. Die letzte Gewissheit darüber, was sicher gewusst werden kann, legt Descartes in das denkende Subjekt. Cogito ergo sum – die Tatsache, dass genau er es ist, der zweifelt, erkennt Descartes als unhintergehbar. Der Mensch als denkendes Wesen wird so zur letzten Gewissheit und entscheidet aus dieser Position heraus über den Wahrheitsgehalt dessen, was ihm gegenübersteht. Mit Descartes wird die Metaphysik in zunehmendem Maße Erkenntnistheorie. Kant radikalisiert diesen Schritt in seiner kopernikanischen Wende. Er bezweifelt, dass Metaphysik als Wissenschaft überhaupt möglich ist. Nach seiner grundlegenden Kritik der menschlichen Erkenntnis und ihrer Grenzen spricht er rein spekulativ-konstruktivem Denken die Fähigkeit zur Wirklichkeitserkenntnis ab. Er entzieht der metaphysica generalis den Gegenstand ihres Nachdenkens. Ontologie ist zunächst nicht mehr vorstellbar. Heidegger sieht in Descartes‘ Erkenntnistheorie einen Übergriff auf die Dinge, denen, laut Heidegger, ein Eigenwesen zukommt. Dieses aber geht in der Feststellung als Objekt verloren. Wahrheit begreift Heidegger deshalb als Selbstgewissheit des Menschen. Der Mensch bestimmt, was als seiend festgestellt werden soll. In der Auseinandersetzung mit der heideggerschen Kritik an der Metaphysiktradition reflektieren die Lernenden, inwieweit verschiedene Sichtweisen auf das Sein das Verständnis des Menschen in Bezug auf sich selbst und Seiendes prägen – auch unser heutiges Seinsverständnis vom Seienden als Her- und Zustellbaren. Zugleich zeigt Heideggers Metaphysikkritik Wege zu ihrer Überwindung auf – zu einer neuen Antwort auf die metaphysische Frage auf den Sinn von Sein überhaupt.
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