Unterrichtsmaterial Ethik Anthropologie Erkenntnistheorie & Wissen Grundprobleme der Erkenntnistheorie erörtern
Grundprobleme der Erkenntnistheorie erörtern
Ist unser Verstand bei der Geburt eine leere Festplatte, ähnlich der tabula rasa Lockes? Oder sind alle Gegenstände der Erkenntnis bereits als Ideen in uns vorhanden, wie Platon glaubt? Vernunft und Sinnlichkeit gelten in der philosophischen Anthropologie als abgrenzende Merkmale des Menschen. Aus ihrer unterschiedlichen Gewichtung entwickelten sich die drei erkenntnistheoretischen Strömungen Rationalismus (Platon), Empirismus (Locke) und Kritizismus (Kant). Sie alle befassen sich mit der „Erkenntnis“ bzw. der Erkenntnisfähigkeit des Menschen, die im Zentrum der Auseinandersetzungen dieser Unterrichtseinheit steht. Zugleich wird der Wahrheitsanspruch moderner Wissenschaften, insbesondere der Humanwissenschaften, reflektiert. Die Lernenden hinterfragen gemeinsam mit Sir Karl Popper deren Postulate und Forschungsergebnisse und lernen diese für ihr Selbstbild und ihr Menschenbild zu gewichten. Diese Unterrichtseinheit, erschienen in RAAbits Ethik/Philosophie, konzipiert für die Sekundarstufe II, eröffnet den Problemhorizont mit einem auf John Locke zurückgehenden Gedankenexperiment. Ist Erfahrung notwendig, um zu Erkenntnis zu gelangen? Empiristen bejahen dies. Ihrer Überzeugung nach ist nichts im Verstand, was nicht zuvor von den Sinnen erfasst wurde. Alle Leistungen des Verstandes lassen sich nach Ansicht des Empirismus unmittelbar aus unseren Erfahrungen ableiten. Rationalisten widersprechen dem. Sie sind überzeugt, dass unsere Erkenntnis der Dinge durch die Vernunft bestimmt ist. Erst vermöge ihrer hat der Mensch Anteil am Kosmos, dessen logische Ordnung es ihm ermöglicht, sie deduktiv zu erfassen, a priori, vor aller Erfahrung. Der Aufbau der Welt lässt sich, so die Überzeugung der Rationalisten, aus reinen Prinzipien des Denkens erkennen. Diesen erkenntnistheoretischen Gegensatz von Rationalismus und Empirismus hebt Immanuel Kant in der Einheit seines Kritizismus auf. Er räumt Verstand und Sinnlichkeit den gleichen Stellenwert ein. Alle unsere Erkenntnis, so Kant, geht von der Erfahrung aus. Dennoch entspringt sie ihr nicht. Sie wird geformt durch die im Geist vor aller Erfahrung bereitliegenden Anschauungsformen und Kategorien. Unsere Erkenntnis folglich ist abhängig von unserem Erkenntnisvermögen. Erst die Wechselwirkung von Subjekt und Objekt, das Zusammenspiel zwischen Betrachter und Gegenstand folglich, macht Erkenntnis möglich. Da der Erkenntnisprozess im Wesentlichen jedoch von unserem Erkenntnisvermögen abhängig ist, lässt sich ein absoluter Wahrheitsanspruch von Wissen nicht rechtfertigen. Mit diesen drei Positionen des Empirismus, des Rationalismus und des Kritizismus setzen sich die Lernenden in der nun folgenden arbeitsteiligen Gruppenarbeit auseinander. Sie erarbeiten je eine Präsentation zu Platons, Lockes bzw. Kants erkenntnistheoretischem Ansatz und präsentieren sich ihre Ergebnisse wechselseitig im Plenum. Moderne Naturwissenschaften arbeiten mit empirischen Methoden. Mithilfe von Experimenten suchen sie ihre Annahmen über die Wirklichkeit zu belegen. Diese sind jedoch stets von der Erfahrung abhängig und deshalb anfällig für Irrtümer. Vermögen Wissenschaftler auf diesem Wege sicheres Wissen zu erlangen? Sir Karl Popper antwortet auf diese Frage mit seiner „Scheinwerfertheorie“. Nicht aus passiven Wahrnehmungen sondern aktiven Beobachtungen ziehen Wissenschaftler ihre Erkenntnis. Ihre Beobachtungen erfolgen planmäßig. In gezielt konstruierten Experimenten werden Hypothesen überprüft. Die Ergebnisse dieses Prozesses nutzt der Forscher für die Bildung und Validierung weiterer Hypothesen. Wissenschaft besteht nach Popper also aus einem Regress aus Hypothese, Erwartungshorizont, Beobachtung und Erkenntnis. Ein Sachverhalt gilt solange als wahr, bis dieser durch neue Hypothesen, Erwartungshorizonte und Beobachtungen widerlegt wird. Ein absoluter Wahrheitsgehalt von Wissenschaften, aber auch von Erkenntnis kann daher nicht abgeleitet werden. Eine Lernerfolgskontrolle und ein Evaluationsbogen zur Auswertung der Einheit schließen diese Unterrichtsreihe ab.
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