Unterrichtsmaterial Ethik Moralphilosophie Aristoteles
Aristoteles
Wie führt man ein glückliches Leben? Die Nikomachische Ethik des Aristoteles versteht sich als Antwort auf diese Frage. Im Mittelpunkt seiner Ausführungen steht dabei der Begriff der Tugend. Wer aus Überzeugung tugendhaft lebt, der weiß zum einen um Tugenden, zum anderen übt er sie beständig ein. Dies Einüben führt zur Entwicklung normativer Handlungsdispositionen und prägt den Charakter eines Menschen, sodass ein tugendhaftes und glückliches Leben schließlich aus einer inneren Haltung heraus gelebt wird. Gleichwohl muss Aristoteles eingestehen, dass nicht jedermann seines Glückes Schmied ist. Auch unsere äußeren Lebensumstände beeinflussen unser Glück. Diese Unterrichtseinheit, erschienen in RAAbits Ethik/Philosophie, konzipiert für die Sekundarstufe II, befasst sich mit dem aristotelischen Konzept einer Tugendlehre. Sie lädt ein, sich auf die Suche nach den äußeren und inneren Bedingungen eines gelungenen Lebens zu begeben. Ziel der ersten Stunde ist es, das Glück als höchstes Gut zu erkennen. Zu Beginn erörtern die Lernenden die Frage: Was ist für mich das Wichtigste im Leben? Im Zuge der Diskussion, warum die genannten Güter erstrebenswert sind und andere nicht, erkennen die Jugendlichen, dass das Glück dasjenige Gut ist, um dessentwillen alle anderen Güter erstrebt werden, es beinhält alle anderen Güter. Im Fokus der folgenden Stunde stehen Platon und sein Schüler Aristoteles. In Raffaels Bild „Die Schule von Athen“ weist Platon in den Ideenhimmel hinauf während Aristoteles‘ Hand zur Erde deutet. Platon argumentiert deduktiv argumentiert. Er geht vom Allgemeinen, den Ideen, aus und schließt von ihnen auf das Besondere. Aristoteles hingegen setzt bei dem an, was vor Augen ist: dem Einzelnen, das er als Besonderes begreift, von dem aus er auf ein Allgemeines schließt. Als Empiriker ist er einem induktiven Ansatz verpflichtet. Oberstes Handlungsziel ist die Glückseligkeit, das wurde in der ersten Stunde bereits deutlich. Aristoteles widmet seine Aufmerksamkeit deshalb zunächst dem Handlungsbegriff selbst. Handlungen und Entschlüsse sind, so Aristoteles, auf ein Gut, hin ausgerichtet, das sie erstreben. Streben aber bedeutet nicht einfach irgendein Ziel zu haben. Streben im eigentlichen Sinne schreibt er allein dem sinnlich und geistig Beseelten, also Tieren und Menschen, zu. Es setzt Erkenntnis des Ziels voraus. Damit qualifiziert das Streben zwei Arten von Tätigkeiten: Hervorbringen und Handeln. Sie beide sind ausgerichtet auf ein oberstes Handlungsziel, auf das höchste Gut, das glückselige Leben. Der Einstieg in die zweite Sequenz, in deren Zentrum die Aristotelische Tugendlehre steht, erfolgt über die Seelenlehre. Nach Aristoteles gliedert sich die Seele in einen vernünftigen und einen unvernünftigen Teil. Im zweiten Schritt ordnen die Lernenden die in der ersten Stunde zusammengestellten Formen von Glück nun den einzelnen Seelenteilen zu. Wie erstrebenswert sind diese Formen von Glück? Auf welche Weise werden sie erreicht? Das zuvor erstellte Tafelbild weiterentwickelnd lassen sich von den Funktionen der Seelenkräfte die einzelnen Tugenden ableiten. Dem sinnlich begehrenden, strebenden Vermögen, das der Vernunft Folge leisten kann, kommen die sittlichen oder ethischen Tugenden zu. Der Vernunft, die das sinnliche Vermögen beherrscht, kommen die dianoetischen Tugenden zu, mit denen sie das Handeln regieren soll. Welche Tugenden nun spielen eine Rolle im Leben der Lernenden? Im Rahmen eines Rollenspiels erörtern die Jugendlichen den zukünftigen Speiseplan der Schulkantine. Soll dieser rein vegetarisch sein? Zu erwarten ist, dass die Lernenden sich für einen Mittelweg entscheiden. So gewinnen die Lernenden einen Einblick in die Methode des Ausmittelns, die Aristotelische Mesoteslehre. Richtmaß ist die Harmonie der Seele. Das daran orientierte Mittlere ist keine starre, absolute Norm, sondern die für seine praktische Einsicht jeweils rechte Mitte. Die ethischen Tugenden definiert Aristoteles als diejenigen Charaktereinstellungen, welche die der menschlichen Natur angemessene Mitte einhalten. Sie werden durch vernünftiges Abwägen bestimmt. Nach den ethischen Tugenden steht nun eine dianoetische Tugend im Fokus: die Klugheit. Tugendhafte Handlungen müssen freiwillig geschehen und auf einer klugen Entscheidung im Blick auf das gewählte Ziel hin beruhen. Ihnen wohnt also eine gewisse an der Glückseligkeit orientierte Zweckrationalität inne. Die Klugheit dient also dem Abwägen und Ausmitteln der ethischen Tugenden. In Stunde 11 geht es um die Frage, wie die Tugend der Gerechtigkeit im Staat zu verwirklichen ist. Die Stunde widmet sich der Unterscheidung von distributiver, kommutativer und korrektiver Gerechtigkeit im Begriff der „partikularen Gerechtigkeit“. Mit der zwölften Stunde über die Freundschaft schließt die inhaltliche Erarbeitung der Nikomachischen Ethik des Aristoteles ab. Aristoteles unterscheidet drei Arten von Freundschaft. Die erste Art Freundschaft beruht auf Nutzen, sie bringt den Freunden Vorteile. Die zweite Art Freundschaft ist die lustbringende Freundschaft. Sie hat überwiegend erotischen Charakter. Beide Arten von Freundschaft sind egoistisch motiviert. Die dritte Art Freundschaft ist diejenige zwischen Freunden, die gut und an Tugend ähnlich sind. Sie wünschen einander Gutes nicht aus egoistischen Gründen, sondern um des anderen willen. Freundschaft impliziert also ein Gleichgewicht und schließt damit Gerechtigkeit ein. Aristoteles hält die Freundschaft für eine für das Gemeinwesen zentrale Tugend. Denn erst freundschaftlichen Bindungen gelingt, wozu der Staat als solcher nicht fähig ist. Er schafft eine Verflechtung der Menschen untereinander, die von Fürsorge, Zusammenhalt und Eintracht geprägt ist sowie vor Zwietracht und Gewalt schützt. In der letzten Sequenz geht es um die Frage, wie sich Tugenden vermitteln lassen. Der Struwwelpeter behandelt die klassischen Kardinaltugenden. Die Lernenden lernen extrinsische von intrinsischer Motivation zur Tugend zu unterscheiden. Die Geschichten arbeiten mit Einsicht, Schauder und Angst vor den Folgen. Sie setzen auf negative extrinsische Motivation. Aristoteles hingegen zielt mit dem Ausmitteln der Tugenden im Blick auf ihre Tauglichkeit für ein glückseliges Leben auf eine intrinsische Motivation ab. In Stunde 14 nun werden die Jugendlichen kreativ. Sie verfassen einen Artikel über eine von ihnen bevorzugte Tugend für die Schülerzeitung. Dabei erörtern sie, welche der von Aristoteles genannten Tugenden ihnen in Erinnerung geblieben sind und warum sie diese für wichtig erachten. Der Artikel kann als Lernerfolgskontrolle fungieren.
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